Leibniz-Preis geht an Mathematiker vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik

Gerhard Huisken erhält einen der mit 1.55 Millionen Euro dotierten Preise der Deutschen Forschungsgemeinschaft

6. Dezember 2002

Mit Professor Huisken zeichnet die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen „internationalen Spitzenwissenschaftler aus, der im Überschneidungsgebiet zwischen reiner Mathematik und theoretischer Physik arbeitet.“ Seine mathematischen Forschungsthemen sind Analysis und Differentialgeometrie; in der Mathematischen Physik hat er herausragende Beiträge zu Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie geleistet.

Geometrie, Gravitation und Schwarze Löcher

Differentialgeometrie, Analysis und insbesondere partielle Differentialgleichungen stellen die Sprache der Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins bereit. Eine eingehende Untersuchung der mathematischen Grundlagen in diesen Forschungsgebieten ist Voraussetzung für das Studium der Einsteinschen Feldgleichungen des Gravitationsfeldes und erlaubt die Gewinnung von Aussagen und Vorhersagen über Erscheinungen wie "Schwarze Löcher", Gravitationswellen" und "Urknallsingularität". Die theoretischen Untersuchungen sichern die Konsistenz der physikalischen Modellbildung und liefern Hinweise, wie mit Hilfe numerischer Simulationen explizite Vorhersagen für physikalisch messbare Phänomene gemacht werden können. Diese Vorhersagen sind wiederum wesentlich für Interpretation und Kontrolle physikalischer Experimente wie sie am Gravitationswellendetektor durchgeführt werden.

"Diese Auszeichnung freut mich außerordentlich, sie gilt auch meinen Koautoren, Mitarbeitern und Studenten", so Gerhard Huisken, der zunächst von der Meldung etwas überwältigt war. "Die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern und Studenten hat mich immer wieder zu neuen Projekten angestachelt."

Mit Hilfe der Fördergelder können zusätzliche Wissenschaftler eingestellt werden, aber nicht nur das: „Mit dem Preisgeld möchte ich Kollaborationen meiner Arbeitsgruppe mit Universitäten im In- und Ausland stärken“, betont Huisken. „Viele meiner wichtigsten Arbeiten sind in Kooperation mit Kollegen entstanden und diese Zusammenarbeit möchte ich weiter ausbauen.“

Die feierliche Verleihung der Leibniz-Preise durch den DFG-Präsidenten Professor Ernst-Ludwig Winnacker findet am 17. Februar 2003 in Berlin statt.

Aus der Pressemitteilung der DFG:

Gerhard Huisken und seine wissenschaftliche Arbeit

Ein zentrales Problem im Werk von Gerhard Huisken ist die Entwicklung der Form von Flächen im Zeitverlauf. Er untersucht die Deformation von Flächen, wobei die Regeln dieser Deformation durch die eigene Geometrie der Flächen bestimmt werden. Gerhard Huisken hat diesen Forschungszweig Mitte der 80er Jahre durch seine Arbeiten über den so genannten mittleren Krümmungsfluss mitbegründet. Er steht in diesem Gebiet seitdem kontinuierlich an der vordersten Forschungsfront. Die von Gerhard Huisken entwickelte Theorie der Evolution von Flächen führt nicht nur zum Verständnis von Vorgängen, die in der Zeit ablaufen, sie kann auch zur Konstruktion von mathematischen und physikalischen Objekten genutzt werden.

Gerhard Huisken promovierte 1983 in Mathematik an der Universität Heidelberg. Drei Jahre später folgte die Habilitation. Von 1986 bis 1991 arbeitete er an der Universität Canberra in Australien. Gerhard Huisken hat Rufe an viele bedeutende Institutionen, wie die ETH Zürich und Harvard University erhalten. Derzeit ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Golm bei Potsdam.

Der Leibniz-Preis

Im Jahr 2003 zeichnet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Wissenschaftlerin und zehn Wissenschaftler mit dem höchstdotierten deutschen Förderpreis aus. Die Fördersumme von 1,55 Mill. Euro ist für Forschungsarbeiten in einem Zeitraum von fünf Jahren vorgesehen und kann nach den Bedürfnissen der Wissenschaftlerin und der Wissenschaftler flexibel eingesetzt werden.

Ziel des 1985 eingerichteten Programms ist es, die Arbeitsbedingungen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter Nachwuchswissenschaftler zu erleichtern. Für den Preis können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachgebieten nominiert werden. Aus der Vielzahl der Vorschläge für den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis hat der Nominierungsausschuss der DFG vor allem diejenigen ausgewählt, von denen er sich durch zusätzliche Förderung eine besondere Steigerung der wissenschaftlichen Leistungen verspricht.

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