„The coming revolutions in fundamental physics“
Nobelpreisträger David Gross hält Vortrag am Albert-Einstein-Institut
Large Hadron Collider, Stringtheorie und Quantengravitation:
Wo steht die Elementarteilchenphysik und welches sind die wichtigsten Fragen?
Der Large Hadron Collider (LHC) am CERN wird voraussichtlich Mitte November wieder in Betrieb genommen werden. Die dort geplanten Experimente läuten möglicherweise eine neue Revolution in der Physik ein. In seinem Vortrag wird Gross einen Überblick über den Stand der Forschung in der Elementarteilchenphysik geben und dabei insbesondere auch auf die am LHC geplanten Experimente eingehen. Über das Standardmodell der Elementarteilchenphysik hinaus gehen die Forschungen an der Stringtheorie, die Gross ebenfalls in seinem Vortrag referiert. Mit der Stringtheorie, die alle Teilchen und Wechselwirkungen als Schwingungszustände beschreibt, soll auch die Schwerkraft in ein einheitliches Bild des Kosmos integriert werden. Eine solche Theorie der Quantengravitation, die Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie und die Quantenmechanik vereint, erzwingt wahrscheinlich eine radikale Modifikation der herkömmlichen Konzepte von Raum und Zeit bei extrem kleinen Abständen.
David Gross ist einer der führenden theoretischen Physiker unserer Zeit. 2004 erhielt er gemeinsam mit Frank Wilczek und David Politzer den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung der asymptotischen Freiheit in der Theorie der Starken Wechselwirkung. Die Starke Wechselwirkung – eine der vier Grundkräfte der Physik – erklärt die Bindung zwischen den Quarks. Diese Bindung ist umso schwächer, je näher beieinander die Quarks sind. Im Extremfall ist die Wechselwirkung so schwach, dass die Quarks sich fast wie freie Teilchen verhalten. Von der Elementarteilchenphysik verlagerte sich sein Interesse in den 1980er Jahren auf die Stringtheorie; gemeinsam mit Harvey, Martinec und Rohm entwickelte er eine der fünf Superstringtheorien.
Gross ist Direktor des Kavli Institute for Theoretical Physics an der University of California, Santa Barbara. Er ist Mitglied der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Sciences. 1986 erhielt er den Sakurai-Preis der American Physical Society, 1988 die Dirac-Medaille und 2000 die Oskar-Klein-Medaille der Universität Göteborg sowie den Harvey-Preis des Technion in Haifa. 2003 erhielt er den Preis der Europäischen Physikalischen Gesellschaft in Elementarteilchenphysik und 2004 die Goldmedaille der Französischen Akademie der Wissenschaften. 2000 wurde er Ehrendoktor der Universität Montpellier und 2001 der Hebräischen Universität in Jerusalem.