Stringtheoretiker Professor Stefan Theisen erhält den J. Hans D. Jensen-Preis 2011

11. Juli 2011

Das Institut für Theoretische Physik der Rubrecht-Karls-Universität Heidelberg hat Stefan Theisen für seine Arbeiten über die Stringtheorie den mit einer Gastprofessur in Heidelberg verbundenen Preis verliehen. Gestiftet wurde die Auszeichnung von der Klaus Tschira Stiftung.

Stefan Theisen forscht derzeit als Gastprofessor an der Universität Heidelberg. Der Jensen-Preis gibt ihm die willkommene Gelegenheit, den schon seit vielen Jahren bestehenden wissenschaftlichen Austausch mit den dortigen Kollegen zu intensivieren.

Stringtheorie: eine Theorie für Alles?

Prof. Stefan Theisen ist einer der führenden Stringtheoretiker Deutschlands. Er arbeitet mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt daran, eine einheitliche Theorie aller Naturkräfte zu entwickeln. Bereits in den 1970er Jahren hatten die Physiker drei der fundamentalen Naturkräfte in einer Theorie vereint – dem so genannten Standardmodell der Elementarteilchenphysik. Demgegenüber steht das Standardmodell der Kosmologie, bei dem die vierte bekannte Naturkraft, die Gravitation, die dominierende Rolle spielt. Eine einheitliche Beschreibung aller vier Kräfte, die z.B. für das Verständnis des ganz frühen Universums nötig ist, steht noch aus.
Die Methoden der Quantenfeldtheorie, auf denen das Standardmodell der Elementarteilchenphysik beruht, führt bei der Anwendung auf die Allgemeine Relativitätstheorie, auf der das Standardmodell der Kosmologie fußt, zu bislang unlösbaren Widersprüchen.

Die Suche nach einer widerspruchsfreien Theorie aller Naturkräfte ist eine der spannendsten und weitreichendsten Aufgaben der modernen Physik, mit dem sich auch Stefan Theisen und seine Kollegen beschäftigen.

Die neue Theorie erzwingt wahrscheinlich eine radikale Modifikation der herkömmlichen Raum-Zeit-Konzepte bei extrem kleinen Abständen. Vermutlich wird dann auch die vertraute Unterscheidung zwischen Raum-Zeit und Materie hinfällig. Eine aussichtsreiche Kandidatin für eine solche Theorie ist die Stringtheorie: Sie interpretiert die Elementarteilchen als verschiedene Anregungszustände eines einzigen fadenförmigen Gebildes. Man kann es sich als eine winzige (Durchmesser etwa 10-35 m) schwingende Saite (engl. "String" = Saite) vorstellen, wobei die unterschiedlichen Elementarteilchen verschiedenen „Obertönen“ dieser Saite entsprechen. Damit unterscheidet sie sich grundsätzlich von der herkömmlichen Quantenfeldtheorie, die die Elementarteilchen als punktförmige Objekte behandelt.

Professor Stefan Theisen studierte Physik an der Universität Stuttgart und ging dann als Austauschstudent in die USA, wo er 1981 an der Oregon State University seinen Master of Science und 1986 an der University of California in Santa Barbara seinen Ph.D. in Physik ablegte. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik in München, am CERN, an der Universität Karlsruhe und der LMU München, leitet er seit 2000 die Arbeitsgruppe Stringtheorie am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut).

J. Hans D. Jensen Preis der Klaus Tschira Stiftung

Der Preis wird von der Rubrecht-Karls-Universität Heidelberg jährlich zu Ehren des theoretischen Physikers J. Hans D. Jensen (1907-1973) vergeben. Jensen, der hauptsächlich in Heidelberg tätig war, erhielt 1963 gemeinsam mit Maria Goeppert-Mayer den Nobelpreis in Physik für das Schalenmodell des Atomkerns.

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