Prof. Hermann Nicolai erhält Einstein Medaille 2010

19. Februar 2010

Für „seine herausragenden Beiträge zur theoretischen Physik“ verleiht die Berner Albert Einstein-Gesellschaft Prof. Dr. Hermann Nicolai, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, die Einstein Medaille des Jahres 2010. Diese Auszeichnung wird für hervorragende wissenschaftliche Forschungen, Werke oder Arbeiten im Zusammenhang mit Albert Einstein verliehen. Die Medaille wird Ende Mai 2010 im Rahmen einer Feier an der Universität Bern überreicht.

Einstein in Bern

Einstein war in seiner Zeit als „technischer Experte dritter Klasse“ des eidgenössischen Patentamts in Bern (1902 – 1909) wissenschaftlich ungeheuer produktiv. Er schuf nicht nur die Spezielle Relativitätstheorie, sondern wurde mit seinen Arbeiten über die Brownsche Molekularbewegung auch zum Mitbegründer der statistischen Mechanik (zu einer Zeit als die Existenz von Atomen noch umstritten war). Und er lieferte die theoretische Erklärung für den lichtelektrischen Effekt – für diese Leistung erhielt er 1921 den Nobelpreis für Physik.

Die Einstein Medaille der Albert Einstein-Gesellschaft

Seit 30 Jahren wird die Medaille jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die auf einem von Einstein begründeten Forschungsgebiet herausragende wissenschaftliche Leistungen erbringen. Die Liste der Preisträger liest sich wie das Who’s Who der modernen Physik: den Anfang machte 1979 Stephen Hawking, weitere Preisträger waren u. a. Edward Witten, Rudolf Mößbauer, John Archibald Wheeler, Roger Penrose und Kip Thorne. Mit Hermann Nicolai wird zum sechsten Mal ein deutscher Forscher geehrt.

„Ich freue mich sehr über diese Anerkennung meiner wissenschaftlichen Arbeiten“ sagt Prof. Nicolai, dessen Forschungsgebiet – die Quantengravitation – auch schon Albert Einstein beschäftigte, der nach der Vollendung der Allgemeinen Relativitätstheorie bis zu seinem Tod 1955 nach einer einheitlichen Feldtheorie suchte, die Relativität und Quantentheorie in Einklang bringen sollte.

Professor Dr. Hermann Nicolai (geb. 1952) war nach Physikstudium und Promotion an der Universität Karlsruhe zunächst als Assistent an der Universität Heidelberg tätig. Von 1979 – 1986 forschte er am CERN in Genf. Nach Professuren in Karlsruhe und Hamburg wurde er 1997 als Direktor der Abteilung „Quantengravitation und Vereinheitlichte Theorien“ an das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam berufen. 1991 erhielt er den Otto Klung Preis für Physik.

Eine neue Physik

Die Suche nach einer vereinheitlichten Theorie aller Wechselwirkungen, und damit die Erklärung der physikalischen Grundgesetze aus einem einheitlichen Prinzip, bildet wohl die größte Herausforderung der theoretischen Physik im 21. Jahrhundert. Eine solche Theorie müsste notwendigerweise auch in eine Vereinigung von Quantentheorie und der Einsteinschen Allgemeinen Relativitätstheorie münden. Das Albert-Einstein-Institut ist eine der wenigen Einrichtungen weltweit, an welcher alle Hauptrichtungen der aktuellen Forschung vertreten sind. In der von Hermann Nicolai geleiteten Abteilung des Instituts sind daher sowohl die Superstringtheorie (M-Theorie) mit ihren modernen Entwicklungen als auch die kanonische Quantengravitation vertreten. Die Stringtheorie beruht auf einer radikalen Modifikation der Einsteinschen Gravitationstheorie und der herkömmlichen Quantenfeldtheorie bei den kürzestmöglichen Abständen, der so genannten Planck-Länge, bei welcher die fundamentalen Konstituenten der Materie fadenförmig (und nicht punktförmig) sind. Beim kanonischen Zugang stehen dagegen die Quantisierung der Geometrie und die Suche nach einer hintergrundunabhängigen Formulierung im Vordergrund.

Die Albert Einstein-Gesellschaft

Ziel der 1977 in Bern gegründeten Albert Einstein-Gesellschaft ist es, das wissenschaftliche Erbe Einsteins einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie öffnete u. a. Einsteins Wohnung in Bern dem Publikum und verleiht alljährlich die Einstein Medaille an hervorragende Forscherpersönlichkeiten.

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