Forschungspreise der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben

Vier internationale Spitzenwissenschaftler nutzen ihre Preise für einen Forschungsaufenthalt am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik

10. Juni 2004
Prof. Abhay Ashtekar, Pennsylvania State University/USA (Humboldt-Preis), Prof. Nicolai Reshetikhin, University of California (Berkeley)/USA (Humboldt-Preis), Prof. Leon Simon, Stanford University/USA (Humboldt-Preis) und Prof. Soo-Jong Rey, Seoul National University, Korea (Friedrich Wilhelm Bessel-Preis) werden in diesem und im folgenden Jahr mehrmonatige Forschungsaufenthalte am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) in Potsdam verbringen. Sie unterstreichen damit die Bedeutung des Instituts als internationales Zentrum für Gravitationsforschung. Die Preisträger werden die Zeit am AEI nutzen, um ihre Arbeiten zur Relativitätsforschung durch eine intensive und direkte Zusammenarbeit mit den Potsdamer Kollegen weiter zu entwickeln.

Prof. Bernard F. Schutz (AEI): „Wir sind sehr glücklich über diese exzellente Möglichkeit, unsere Kooperationen zu stärken, und freuen uns, diese weltweit anerkannten Spitzenforscher an unserem Institut aufnehmen zu können. Mit den Auszeichnungen werden die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen der Preisträger gewürdigt.“

The prizewinners

Für Prof. Abhay Ashtekar, wurde an der Pennsylvania State University ein eigenes Institut geschaffen: Das Center for Gravitational Physics and Geometry. Ashtekar leistete grundlegende Beiträge zur klassischen Allgemeinen Relativitätstheorie. Darüber hinaus entstand auf der Grundlage seiner Arbeiten die so genannte Schleifen-Quantengravitation (Loop Quantum Gravity). Sie ist eine Alternative zur String-Theorie und hat ebenfalls das Ziel, die Quantenfeldtheorie mit Einsteins Relativitätstheorie zu vereinen – und damit die „Weltformel“ zu formulieren. Ashtekars Aufenthalt am AEI dient der weiteren Erforschung dieser alternativen Theorie. Am AEI wird er vor allem mit Dr. Martin Bojowald und Prof. Hermann Nicolai zusammenarbeiten.

Abhay Ashtekar zu seinem Forschungsaufenthalt am AEI: Ich fühle mich geehrt, einen der Humboldt-Forschungspreise zu erhalten. Ich freue mich darauf, meine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Abteilungen für Mathematische Relativitätstheorie und Quantengravitation am Albert-Einstein-Institut zu vertiefen. Diese Arbeitsgruppen gehören zu den weltweit führenden auf meinem Forschungsgebiet. Unsere Zusammenarbeit wird genau die Synergien erzeugen, die die Alexander von Humboldt-Stiftung stärken möchte.

Prof. Nicolai Reshetikhin vom Mathematics Department der University of California (Berkeley) hat seine Ausbildung am berühmten Steklov-Institut in Sankt Petersburg erhalten. Als weltweit führender Experte auf dem Gebiet der integrablen Systeme hat er entscheidend zur Entwicklung mathematischer Methoden beigetragen, die zur Auffindung exakter Lösungen nichtlinearer Gleichungen der Physik dienen. Reshetikhin wird am AEI mit Prof. Hermann Nicolai und am Mathematischen Institut der Technischen Universität Berlin mit Prof. Alexander Bobenko die Anwendung dieser Methoden in der Gravitationsphysik und der String-Theorie erforschen.

Nicolai Reshetikhin zu seinem Forschungsaufenthalt am AEI: Der Humboldt-Preis bietet mir eine großartige Gelegenheit, gemeinsam mit meinen Kollegen am AEI, der Technischen Universität und anderen Berliner Universitäten zu forschen. Ich freue mich auf diesen Forschungsaufenthalt und fühle mich geehrt, den Preis zu erhalten.

Prof. Leon Simon forscht und lehrt als Mathematiker an der Stanford University über Fragestellungen aus dem Bereich der Analysis und Geometrie. Er ist weltbekannt durch seine Ergebnisse zu geometrischen Variationsproblemen, insbesondere zu Minimalflächen und anderen optimalen geometrischen Strukturen. Solche Strukturen sind nicht nur in der Geometrie von Bedeutung, sondern auch bei der Beschreibung physikalischer Phänomene z. B. im Bereich der Phasenübergänge und der Allgemeinen Relativitätstheorie. Während seiner Forschungsaufenthalte am Mathematischen Institut I der Freien Universität Berlin und am AEI sollen in Zusammenarbeit mit Prof. Klaus Ecker (FUB) und Prof. Gerhard Huisken (AEI) die Methoden von Prof. Simon auf zeitabhängige gekrümmte Flächen und Räume angewandt werden.

Leon Simon zu seinem Forschungsaufenthalt am AEI und an der FUB: Ich bin erfreut und fühle mich geehrt, einen der Humboldt-Forschungspreise zu erhalten. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen „Geometrische Analysis“ von Gerhard Huisken am AEI und Klaus Ecker an der Freien Universität Berlin.

Mit Prof. Soo-Jong Rey von der National University in Seoul kommt ein anerkannter String-Theoretiker ans AEI. Die String-Theorie ist die vielversprechendste Kandidatin für die Entwicklung der so genannten Weltformel (siehe Ashtekar). Soo-Jong Rey wird am AEI gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „String-Theorie“ unter Leitung von Prof. Stefan Theisen an aktuellen Problemen dieser Theorie und ihrer Beziehung zur Elementarteilchenphysik arbeiten. Aufgrund seiner richtungsweisenden Beiträge zur String-Theorie wurde Rey mit dem Friedrich Wilhelm Bessel-Preis ausgezeichnet.

Soo-Jong Rey zu seinem Forschungsaufenthalt am AEI: Ich freue mich sehr, dass meine Forschung durch die Verleihung des bedeutenden und nach Friedrich Wilhelm Bessel benannten Preis anerkannt wird. Es ist mein Ziel, diese unschätzbare Gelegenheit zu nutzen, um langfristige wissenschaftliche Kooperationen mit meinen deutschen Kollegen zu etablieren.

Die Forschungspreise der Alexander von Humboldt-Stiftung

Die Alexander von Humboldt-Stiftung verleiht Humboldt-Forschungspreise an international anerkannte ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit der Preisverleihung wird die wissenschaftliche Lebensleistung der Preisträger gewürdigt. Die Preisträger werden zusätzlich eingeladen, selbstgewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit deutschen Fachkolleginnen und –kollegen für einen Zeitraum von insgesamt ca. einem halben bis zu einem ganzen Jahr durchzuführen. Die Preise sind mit bis zu 75.000 Euro dotiert. 
http://www.avh.de/de/programme/preise/pt.htm 

Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis

Die Alexander von Humboldt-Stiftung verleiht jährlich die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gestifteten Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreise. Mit diesen Preisen werden junge Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem Ausland, die in ihrem Fachgebiet bereits als herausragende Fachwissenschaftler anerkannt sind, für ihre bisherigen Leistungen in der Forschung ausgezeichnet. Die Preisträger werden zusätzlich eingeladen, selbstgewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkolleginnen und -kollegen für einen Zeitraum von insgesamt ca. einem halben bis zu einem ganzen Jahr durchzuführen. Die Preise sind mit bis zu 55.000 EUR dotiert. Mehr unter http://www.avh.de/de/programme/preise/bessel.htm.

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht