Was war vor dem Urknall?
AEI-Wissenschaftler berichtet bei Falling-Walls-Konferenz in Berlin
Dr. Jean-Luc Lehners vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut/AEI) gehört zu den 20 internationalen Spitzenwissenschaftlern, die am Mittwoch, dem 9. November auf der Falling-Walls-Konferenz im Berliner Radialsystem über die Grenzen des Wissens und deren Überwindung sprechen werden. Zu dieser Konferenz werden einmal jährlich weltweit führende Wissenschaftler eingeladen, um über solche wissenschaftliche Durchbrüche zu berichten, die die Welt verändern könnten. Lehners berichtet über die neuesten Erkenntnisse der Kosmologie, darüber, was vor dem Urknall war und über den Beginn der Zeit.
Hinweis: Dr. Jean-Luc Lehners hält seinen 15-minütigen Vortrag „Breaking the Wall of the Beginning of Time. How Cosmology Will Tell Us What Happened Before the Big Bang” im ersten Teil der Konferenz von 9:10 – 10:30 Uhr.
The Falling Walls Conference in Berlin, which was held for the first time in 2009 to mark the 20th anniversary of the fall of the Wall, provides a unique look at current research approaches. “I am very curious about the contributions by colleagues from other research fields,” says Lehners. “Nowhere else is it possible to be treated to such a broad overview in such as a short period of time!”
Die Falling-Walls-Konferenz in Berlin, die erstmals 2009 anlässlich des 20-jährigen Jahrestages des Mauerfalls stattfand, bietet einen einmaligen Blick auf aktuelle Forschungsansätze. „Ich bin sehr neugierig auf die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen anderer Fachgebiete“, sagt Lehners. „Nirgendwo sonst bekommt man einen so breiten Überblick in so kurzer Zeit!“
Weiterdenken an den Grenzen des Wissens
Noch ist der Urknall selbst nicht völlig verstanden, da entwickeln Wissenschaftler wie Jean-Luc Lehners, der am AEI die Arbeitsgruppe Stringkosmologie leitet, bereits Modelle dazu, wie die Welt vor dem Urknall ausgesehen haben kann. „Mich beschäftigen Fragen wie ‚Ist der Urknall tatsächlich der Beginn von Allem?’, ‚Ist unser Universum einzigartig und wie sieht seine Zukunft aus?’, ‚Dehnt sich das Weltall unendlich aus oder fällt es irgendwann wieder in sich zusammen?’“, so Lehners über sein Forschungsgebiet. Die Untersuchungen der kosmischen Hintergrundstrahlung werden immer genauer, d.h. die Wissenschaftler bekommen durch die winzigen Temperaturschwankungen, die der Planck-Satellit der ESA misst, einen immer genaueren Einblick in die Kinderstube des Universums. „Aber was geschah vorher? In meiner Arbeitsgruppe entwickeln wir mathematisch-physikalische Modelle um zu verstehen, was vor dem Urknall los war,“ erläutert Lehners.
Modelle für die „Fieberkurve“ des Universums
Die beim Urknall entstandenen Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung können Aufschluss über die Entstehung des Weltalls geben. Die Modelle der Stringkosmologie, einem jungen Forschungsgebiet im Grenzbereich von Teilchenphysik und Kosmologie, sollen Vorhersagen über bestimmte Muster in diesen Temperaturdaten liefern. Nach diesen Mustern können dann die Astronomen gezielt in ihren Daten suchen – das ist dann wiederum ein Prüfstein für die Theorie.
Der Urknall zählt nach wie vor zu den gräßten Rätsel der Physik. Um die Entstehung unseres Universums zu begreifen, müssen Teilchenphysik und Kosmologie eng zusammenarbeiten. Die derzeit aussichtsreichste Theorie, die alle physikalischen Kräfte und Teilchen unter einen Hut bringt, ist die Stringtheorie. Die Beschreibung kosmologischer Phänomene innerhalb dieser Theorie steht allerdings noch weitgehend aus. Mit seiner vom Europäischen Forschungsrat geförderten Arbeitsgruppe will Lehners hier für Abhilfe sorgen. Er widmet sich dabei grundlegenden Fragen, wie beispielsweise der, was die Stringtheorie über den Urknall aussagt, und ob dieser wirklich der Anfang des Universums war.