Professor Masaru Shibata als neuer Direktor ans Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam berufen
Der Experte für numerische Astrophysik wird die Kompetenz des Instituts in den Bereichen numerische Relativitätstheorie, Astrophysik und fundamentale Gravitationstheorie stärken und erweitern. Shibata gründet eine neue Abteilung zur numerischen und relativistischen Astrophysik.
Die Entdeckung von Gravitationswellen, abgestrahlt bei der Verschmelzung von binären schwarzen Löchern und Neutronensternen, markierte einen Durchbruch in der Astronomie und Astrophysik und hat ein neues Fenster in unser Universum geöffnet. Masaru Shibata vom Yukawa Institut für Theoretische Physik an der Universität Kyoto ist ein weltweit anerkannter Experte für numerisch-relativistische Simulationen von astrophysikalischen Ereignissen, die Gravitationswellen erzeugen. Er erforscht Verschmelzungen binärer Neutronensterne und sogenannter gemischter Binärsysteme – Doppelsterne aus einem schwarzen Loch und einem Neutronenstern – sowie kollabierende Sternenkerne, bei denen schwarze Löcher entstehen. Er untersucht insbesondere die Phase nach der Verschmelzung und hat die physikalischen Bedingungen für die Entstehung elektromagnetischer Signale aufgeklärt, wie sie kürzlich beim ersten, mit Advanced LIGO und Virgo beobachteten, binären Neutronenstern gemessen wurden. Shibata untersucht darüber hinaus grundlegende Aspekte der Allgemeinen Relativitätstheorie mit numerischen Methoden.
Es wird erwartet, dass die Advanced LIGO- und Virgo-Detektoren in naher Zukunft eine große Anzahl von Gravitationswellenquellen beobachten werden. Das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut; AEI) in Potsdam spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung von Wellenformen und bei der Ermittlung von astrophysikalischen und grundlegenden physikalischen Informationen wie Massen, Spins, Entfernungen der Quellen von der Erde, Eigenschaften von Neutronensternen und der Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums. Der Forschungsschwerpunkt von Shibata ergänzt die bereits bestehenden Kompetenzen am AEI ideal. „Ich bin begeistert, dass Masaru Shibata an unser Institut kommt und ich freue mich auf eine fruchtbare Interaktion und Zusammenarbeit“, sagt Professor Alessandra Buonanno, Leiterin der Abteilung „Astrophysikalische und Kosmologische Relativitätstheorie“. „Neutronensterne gehören zu den extremsten Quellen von Gravitationswellen und wir erwarten, dass wir in Zukunft noch mehr über ihre exotische innere Struktur erfahren werden. Shibata kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, und seine Expertise passt perfekt zu unserer Vision eines modernen Instituts, das von neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Gravitation profitiert.“ Ihr Kollege Professor Hermann Nicolai stimmt zu und ergänzt: „Shibata ist weltweit führend auf seinem Gebiet. Ich freue mich, dass er als Kollege und Co-Direktor ans Institut kommt.“
Masaru Shibatas Schwerpunkt liegt auf theoretischer, allgemein-relativistischer Astrophysik. Er arbeitet an numerischen Lösungen von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie. Für hochkomplexe Prozesse wie das Verschmelzen von Neutronensternen und / oder schwarzen Löchern können diese nichtlinearen Differentialgleichungen nicht analytisch gelöst werden. Daher sind numerisch-relativistische Simulationen mit Hochleistungsrechnern der geeignete Ansatz für theoretische Studien. Numerische Simulationen spielen eine wichtige Rolle bei der Vorhersage genauer Gravitationswellenformen für die Suche in den Detektordaten und für die Untersuchung von energiereichen Phänomenen wie Supernova-Explosionen und Gammastrahlenausbrüchen.
Masaru Shibata promovierte in Physik an der Universität von Kyoto in Japan. Während seiner Zeit an der Universität von Osaka (1993 - 2000) wurde er Gastprofessor an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, USA. Im Jahr 2000 wurde er zum Associate Professor an der Universität von Tokio ernannt. Er wurde 2009 Professor am Yukawa Institut für Theoretische Physik der Universität Kyoto. Shibata ist Fellow der International Society on General Relativity and Gravitation. Er wurde 2003 mit dem Nishinomiya-Yukawa Memorial Prize und 2008 mit einem Outstanding Paper Award der Physical Society of Japan ausgezeichnet. Im Jahr 2010 erhielt Shibata einen Excellent Young Researchers Prize der Japan Society for the Promotion of Science.