Neue Initiative zur Erforschung von Ursprung und Zukunft des Universums

Forschende am AEI Hannover und der Princeton University bekommen für vier Jahre Fördermittel der Simons Foundation. Anna Ijjas (AEI Hannover) erhält eine halbe Million US-Dollar.

20. September 2019

Anna Ijjas, Leiterin der kürzlich gegründeten Lise-Meitner-Forschungsgruppe „Gravitationstheorie und Kosmologie“ am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut / AEI) in Hannover und Paul Steinhardt, Albert Einstein Professor in Science an der Princeton University erhalten 1,3 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von vier Jahren von der Simons Foundation. Das Ziel der neu geförderten Initiative „New Directions in Cosmology and Gravitational Theory“ ist es, Theorien von Ursprung, Entwicklung und Zukunft des Universums zu entwickeln, die das traditionelle Bild kritisch hinterfragen, wonach das Universum vor 14 Milliarden Jahren mit dem Urknall begonnen haben soll. Ijjas‘ Gruppe am AEI Hannover erhält 500.000 US-Dollar, die zu weiterem Aufbau ihres Forschungsteams verwendet werden: zur Unterstützung von Doktorand*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, für Workshops, Konferenzen und Gastforscher*innen.

„Ich freue mich sehr, dass die Simons Foundation unseren Antrag zur Förderung ausgewählt hat. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Mit diesen neuen Fördermitteln kann ich die bereits großzügige Anfangsfinanzierung aus dem Lise-Meitner-Exzellenzprogramm der Max-Planck-Gesellschaft optimal einsetzen“, sagt Anna Ijjas, Leiterin der Lise-Meitner-Forschungsgruppe „Gravitationstheorie und Kosmologie“ am AEI Hannover. „Mein letztendliches Ziel ist es, das Albert-Einstein-Institut als weltweites Forschungszentrum für Gravitationstheorie und Kosmologie noch prominenter zu machen.

Ijjas untersucht die großen offenen Fragen der Kosmologie: den Ursprung und die Entwicklung des Universums, seine Zusammensetzung und sein zukünftiges Schicksal, aber auch die Bedeutung für die Gravitationstheorie in anderen Situationen, wo Raumzeit-Singularitäten eine Rolle spielen, wie beispielsweise im Falle von schwarzen Löchern. Dafür vereint sie neuartige theoretische Ideen und Konzepte mit modernen Techniken der mathematischen und numerischen Relativitätstheorie. Das Ziel ihrer Arbeit ist es, diese grundlegenden Fragen mittels astrophysikalischer Beobachtungen empirisch zu untersuchen.

„Nach dem neuen Paradigma, das wir formulieren und empirisch überprüfen wollen, begann das Universum nicht mit einem Urknall“, erklärt Ijjas. „Es prallte viel mehr aus einer vorhergehenden Periode der Kontraktion zur gegenwärtigen Phase beschleunigter Expansion zurück. Es könnte sogar sein, dass die Raumzeit ewig existiert und von dem, was wir heute ‚Dunkle Energie‘ nennen, durch regelmäßige Expansions-, Kontraktions- und Rückprallzyklen getrieben wird.“

Die Forschungsinitiative wird ein kleines internationales Team von führenden Theoretiker*innen in einer konzentrierten Anstrengung am AEI Hannover und an der Princeton University zusammenbringen. Das Team könnte in den kommenden Jahren bedeutende mathematische und physikalische Fortschritte erzielen; parallel werden kosmologische und astrophysikalische Beobachtungen verfügbar sein, anhand derer sich die Vorhersagen dieser neuen Theorien überprüfen lassen.

„Ich glaube fest an die Chance für einen großen Durchbruch, der unser Verständnis vom Ursprung und der Zukunft des Universums grundlegend verändern wird“, sagt Ijjas.


Die Simons Foundation wurde im Jahr 1994 gegründet und ist ansässig in New York City. Die Stiftung fördert Forschung in der Mathematik und der Grundlagenforschung. Die Fördermittel für Ijjas und Steinhardt sind Teil des Stiftungsprogramms „Targeted Grants in Mathematics and the Physical Sciences“, das „riskante Projekte in der Mathematik, der theoretischen Physik und der Informatik fördern soll, die äußerst vielversprechend und von hoher wissenschaftlicher Bedeutung sind“.

Anna Ijjas ist theoretische Physikerin und arbeitet an der Schnittstelle von Gravitationstheorie und Kosmologie. In Ungarn geboren studierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach einem kurzen Abstecher in die Philosophie der Physik, der ihr im Jahr 2010 eine preisgekrönte Dissertation einbrachte, schloss sie ihre (zweite) Promotion in theoretischer Physik im Jahr 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. Ihre Dissertation beruht auf Forschungsergebnissen, die sie als Stipendiatin in Harvard und Princeton erbrachte. Danach wurde sie die erste John A. Wheeler Postdoctoral Fellow am Princeton Center for Theoretical Science und verbrachte die letzten beiden Jahre an der Columbia University und in Harvard als leitende Wissenschaftlerin der „Origins of the Universe“-Initiative der renommierten Simons Foundation. Im Jahr 2019 trat sie die Stelle einer Lise-Meitner-Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover an.

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