Humboldt-Forschungspreis geht an Einsteins Erben

5. Dezember 2006

Der theoretische Physiker Prof. Jiri Bicak (Karls Universität Prag) wurde mit einem Humboldtforschungspreis geehrt. Der international renommierte Relativist wird im kommenden Jahr mehrere Monate in Deutschland verbringen und dabei an der Friedrich- Schiller-Universität Jena und am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert- Einstein-Institut) in Potsdam forschen.

Prof. Bicak ist international sehr bekannt für seine Forschungen zur Allgemeinen Relativitätstheorie und damit zusammenhängenden astrophysikalischen Fragestellungen. Er erforscht die Eigenschaften Schwarzer Löcher und leistete wichtige Beiträge dazu, die Entstehung Schwarzer Löcher durch Gravitationskollaps zu erklären.

Prof. Jürgen Ehlers, emeritierter Direktor des Albert-Einstein-Instituts, freut sich über die Preisverleihung: „Wir arbeiten bereits seit langem eng mit Herrn Bicak zusammen und ich freue mich daher besonders über die Verleihung eines Humboldtforschungspreises an ihn. Auch unsere Kooperation mit der Universität Jena wird dadurch ausgebaut und die Gravitationsphysik in Deutschland wird durch den Preis unterstützt. Ein gutes Beispiel für ‚Brain Gain’ statt ‚Brain Drain’!“

Die Physik hinter der Mathematik

Durch Interpretation exakter Lösungen der Einsteinschen Feldgleichungen gelingt es Bicak, die Physik hinter der Mathematik der Allgemeinen Relativitätstheorie sichtbar zu machen. So konnte er zeigen, dass Gravitationsstrahlung, die man bislang lediglich im Rahmen von Näherungslösungen oder durch numerische Methoden berechnen konnte, bereits in bestimmten exakten Lösungen der Einsteinschen Gleichungen enthalten ist. Das ist vor allem deswegen bedeutsam, weil die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie nur für wenige, einfache Fälle explizit gelöst werden können, und diese Fälle meist so idealisiert sind, dass es schwierig ist, Rückschlüsse auf die dahinter stehende real existierende Physik zu ziehen. Dies gelingt Prof. Bicak durch umfassende Kenntnis verschiedenster mathematischer Methoden kombiniert mit intuitiven physikalischen Einsichten.

Alles begann in Jena

„Der Preis bedeutet nicht nur eine große Ehre für mich, sondern erinnert mich auch daran, wie alles begann,“ sagt Jiri Bicak. „Es war nämlich in Jena, wo ich vor 40 Jahren erstmals mit der Welt der Relativitätstheorie in Berührung kam! Daraus ergaben sich im Laufe der Jahre regelmäßige Kontakte zur Universität dort und zum Albert-Einstein-Institut in Potsdam, das zu einem Anziehungspunkt für Relativisten aus der ganzen Welt wurde. Nun freue ich mich, Einsteins wissenschaftliches Erbe in Theoretischer Physik, Astrophysik und Kosmologie gemeinsam mit meinen Kollegen weiter zu entwickeln.“

Während seines Forschungsaufenthaltes am Albert-Einstein-Institut in Potsdam und an der Friedrich- Schiller-Universität in Jena wird Bicak in Zusammenarbeit mit seinen Kollegen seine Arbeit auf den o.g. Gebieten fortsetzen. Dabei untersucht er Teilchen, physikalische Felder und Gravitationswellen in Raumzeiten, die von kosmologischem und astrophysikalischem Interesse sind.

Die Forschungspreise der Alexander von Humboldt-Stiftung

Die Alexander von Humboldt-Stiftung verleiht jährlich bis zu 100 Humboldt-Forschungspreise an international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland. Mit der Preisverleihung wird die wissenschaftliche Lebensleistung der Preisträger gewürdigt. Die Preisträger werden zusätzlich eingeladen, selbstgewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit deutschen Fachkolleginnen und –kollegen für einen Zeitraum von insgesamt ca. einem halben bis zu einem ganzen Jahr durchzuführen. Die Preise sind mit bis zu 75.000 Euro dotiert.

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