Heinz-Billing-Preis 1998 für "Cactus"
Presseinformation der Heinz-Billing-Vereinigung e.V.
Anläßlich des 15. DV-Benutzertreffens der Max-Planck-Institute bei der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH in Göttingen wurde zum sechsten Mal der nach einem der Pioniere der Datenverarbeitung benannte und von der Computerindustrie geförderte Heinz-Billing-Preis für eine hervorragende Arbeit im Bereich des "wissenschaftlichen Rechnens" verliehen. Von neun eingereichten Arbeiten, die sowohl neuartige Werkzeuge zur Unterstützung der Grundlagenforschung als auch direkte Implementierungen neuartiger wissenschaftlicher Algorithmen beschrieben, wurde die Arbeit "Cactus, ein neuer Typ von Computercode zur kooperativen Simulation", von Dr. Ed Seidel vom Albert-Einstein-Institut der Max-Planck-Gesellschaft mit dem diesjährigen Heinz-Billing-Preis ausgezeichnet.
Bei "Cactus" handelt es sich um einen neuen Typus Computercode, der die kooperative Lösung numerisch äußerst komplexer Gleichungssysteme auf weltweit verteilten Superrechnern ermöglicht. Als Beispiel sei hier die numerische Integration der Einsteinschen Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie genannt. Obwohl die Arbeit am Albert-Einstein-Institut in Potsdam zusammen mit ihren internationalen Partnern ganz auf die Lösung der Einstein Gleichungen ausgerichtet ist, so läßt sich das mit dem Cactus Computational Toolkit nunmehr vorhandene Werkzeug auch zur Lösung anderer komplexer wissenschaftlicher Fragestellungen verwenden, in denen die numerische Simulation von Prozessen eine Zusammenführung der Leistungsstärke von weltweit verteilten Superrechnern erforderlich macht. Erstmals ist es auf diese Weise gelungen, die Kollision von Neutronensternen numerisch zu verfolgen und die Berechnung von Bosonensternen in Angriff zu nehmen. Dabei arbeiteten mehrere Cray T3E-Rechner, die in Deutschland und den USA installiert sind, am gleichen Problem, verbunden durch leistungsstarke Netzwerkverbindungen.
Mit Dr. Ed Seidel wurde der Initiator und Motor dieses auf internationale Kooperation und eine Bündelung der vorhandenen Ressourcen ausgerichteten Projektes ausgezeichnet. Es soll andere Forschergruppen motivieren, ebenfalls ihre Denkensweise international auszurichten.
Die anderen eingereichten Arbeiten wurden von der Jury ebenfalls als hervorragende Zeugnisse innovativer und wissenschaftsnaher Software eingestuft und zur Publikation in der Buchreihe "Forschung und wissenschaftliches Rechnen" empfohlen. Auch die diesjährige Preisverleihung wird helfen, insbesondere junge, im Bereich der Grundlagenforschung tätige Menschen zu motivieren, international wettbewerbsfähige Software zu entwickeln.