Gequetschtes Licht und Stoppuhren für Gravitationswellen
AEI-Wissenschaftler erhalten Auszeichnung für ihre Doktorarbeiten
Der vom Europäischen Gravitationswellenobservatorium EGO erstmals verliehene Stefano-Braccini-Preis für die beste Doktorarbeit im Bereich der Gravitationswellenphysik geht an Dr. Alexander Khalaidovski vom Albert-Einstein-Institut Hannover. Darüber hinaus wird die Doktorarbeit von Dr. Rutger von Haasteren mit einer ehrenvollen Erwähnung bedacht. Die Ehrung findet am 17.4.2012 während einer wissenschaftlichen Konferenz beim französisch-italienischen Gravitationswellendetektor Virgo in Cascina statt.
Wenn morgen in Cascina zum ersten Mal der zu Ehren des italienischen Gravitationswellenforschers Stefano Braccini gestiftete Preis vergeben wird, werden gleich zwei Nachwuchswissenschaftler des Albert-Einstein-Instituts Hannover geehrt: Dr. Alexander Khalaidovski erhält den mit 500 Euro dotierten Braccini-Preis für seine Dissertation “Beyond the Quantum Limit – A Squeezed-Light Laser in GEO600“. Eine ehrenvolle Erwähnung („honorable mention“) findet außerdem die Doktorarbeit „Gravitational Wave Detection and Data Analysis for Pulsar Timing Arrays“ von Dr. Rutger van Haasteren. Beide Wissenschaftler halten in Cascina beim Treffen der Gravitationswellenforscher einen Vortrag über ihre Arbeiten. In ihren Doktorarbeiten haben sich beide Forscher mit Gravitationswellenphysik beschäftigt: während die experimentellen Aufbauten von Alexander Khalaidovski die Empfindlichkeit des Detektors GEO600 steigern, zeigte Rutger van Haasteren, wie die Beobachtung von Signalen schnell drehender Neutronensterne für die Messung von Gravitationswellen genutzt werden kann.
Jenseits des Quantenlimits: Quetschlichtlaser für GEO600
„Der Gravitationswellendetektor GEO600 gehört zu den empfindlichsten Messinstrumenten der Welt“, erläutert Khalaidovski das Thema seiner Doktorarbeit. „Bei einigen Frequenzen ist die Messempfindlichkeit so hoch, dass sie ausschließlich durch die Quantenmechanik selbst begrenzt wird. Meine Aufgabe war es, ein Gerät aufzubauen, das die durch die Quantenmechanik bedingte Messunsicherheit verringert. Damit können wir auch in dem Bereich sehr genau messen, der normalerweise aufgrund der Quantenphänomene nicht zugänglich ist. Das schaffen wir mit der Technik des ‚gequetschten’ Lichts“.
Pulsare als Stoppuhren in der Gravitationswellenmessung
Rutger van Haasteren fertigte seine Dissertation am Observatorium der Universität Leiden in den Niederlanden an. Er untersuchte, wie Pulsare – schnell drehende Neutronensterne, die Radiosignale ausstrahlen – für die Gravitationswellenmessung eingesetzt werden können. „Einige Pulsare können wir als hochpräzise „Stoppuhren“ nutzen“, erklärt van Haasteren. „Die Signale der Pulsare werden von Radioteleskopen wie z.B. in Effelsberg aufgezeichnet. Dabei verändert sich das Muster eines solchen ‚pulsar timings’, wenn eine Gravitationswelle den Raum durchquert.“ Gravitationswellen stauchen und dehnen den Raum. Da die Signalgeschwindigkeit (Lichtgeschwindigkeit) konstant ist, sich aber der Abstand verändert, braucht das Radiosignal vom Pulsar eine kürzere bzw. längere Zeit, um auf der Erde anzukommen.
Dr. Alexander Khalaidovski (geb. 1982) studierte Physik an der Leibniz Universität Hannover, wo er am Albert-Einstein-Institut bei Professor Roman Schnabel seine Doktorarbeit anfertigte. Er hält sich regelmäßig zu Forschungsaufenthalten am LIGO-Hanford Gravitationswellenobservatorium in den USA auf und ist seit seiner Promotion im Jahr 2011 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am AEI Hannover beschäftigt.
Dr. Rutger van Haasteren (geb. 1983) studierte an der Universität Leiden in den Niederlanden Physik. 2011 vollendete er dort seine Dissertation bei Professor Yuri Levin. Seither forscht er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am AEI Hannover in der Abteilung von Professor Bruce Allen.