Professorin Alessandra Buonanno zum Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gewählt

Buonanno wird für ihre wissenschaftlichen Leistungen in der Gravitationswellenphysik geehrt

5. Juni 2021

Der Rat der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften hat auf seiner letzten Sitzung im Dezember 2020 Alessandra Buonanno, Direktorin am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam, zum Mitglied gewählt. Die Akademiemitglieder haben diese Wahl inzwischen bestätigt. A. Buonanno wird am 5. Juni 2021 im Rahmen einer Feierstunde im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin offiziell in die Akademie aufgenommen.

„Es ist eine besondere Ehre und eine große Freude für mich, in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften gewählt zu werden“, sagt Alessandra Buonanno, Leiterin der Abteilung „Astrophysikalische und Kosmologische Relativitätstheorie“ am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam. „Ich forsche seit mehr als sechs Jahren an einem Institut in Brandenburg, Berlin ist mein Wahlheimatort, und ich freue mich sehr, Mitglied dieser berühmten Gemeinschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu werden!“

Alessandra Buonanno ist eine der führenden Theoretikerinnen im Bereich der Gravitationswellenphysik. Ihre Arbeiten zur Modellierung von Wellenformen haben wesentlich zum Nachweis und zur physikalischen Interpretation von Gravitationswellen beigetragen, die bei der Verschmelzung von Doppelsystemen kompakter Objekte – Schwarzen Löchern und/oder Neutronensternen – entstehen. Gemeinsam mit Thibault Damour hat sie den effective one-body Formalismus entwickelt, einen neuen Ansatz zur Behandlung des Zweikörperproblems in der Allgemeinen Relativitätstheorie. Mit diesem Ansatz gelang ihnen die erste Vorhersage von Gravitationswellen, die bei der Kollision zweier Schwarzer Löcher entstehen, inklusive der analytischen, genäherten Vorhersage des Signals der Verschmelzung. Dieser Formalismus kann auch verwendet werden, um die Zustandsgleichung von Neutronensternen zu bestimmen, deren Inneres höhere Dichten als ein Atomkern erreichen kann. Buonanno ist eine der Pionierinnen der erfolgreichen Kombination von Methoden der Numerischen und Analytischen Relativität, mit dem Ziel, die zuverlässigsten und effizientesten Wellenformmodelle für Gravitationswellenmessungen zu entwickeln.

Alessandra Buonanno studierte Theoretische Physik in Pisa und lehrte und forschte in Paris und an der University of Maryland, wo sie 2010 als Professorin berufen wurde. Sie ist Principal Investigator der LIGO Scientific Collaboration. Für ihre Beiträge zu den Entdeckungen von LIGO und Virgo wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter 2018 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis – dem renommiertesten deutschen Forschungspreis – und 2021 mit der Galileo-Galilei-Medaille. Vor kurzem wurde sie zum Mitglied der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der US National Academy of Sciences gewählt. Buonanno ist Fellow der International Society on General Relativity and Gravitation und der American Physical Society. Sie hat eine Professur an der University of Maryland und Honorarprofessuren an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Potsdam inne.

Die Tradition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften geht zurück bis zur Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften, die im Jahre 1700 von Gottfried Wilhelm Leibniz unter dem Kurfürsten Friedrich III. gegründet wurde. Sie vereinte von Beginn an Natur- und Geisteswissenschaften, unterschied sich damit von ihren Vorbildern in London und Paris und wurde ihrerseits zum Vorbild aller jüngeren Akademiegründungen.
Heute ist die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften mit ihren 378 gewählten Mitgliedern – herausragende Vertreter:innen ihrer Disziplin, darunter im Laufe ihrer Geschichte 80 Nobelpreisträger:innen – eine Fach- und Ländergrenzen überschreitende Vereinigung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

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