Amerikanische Physikalische Gesellschaft (APS) ehrt Bruce Allen und Bernard Schutz mit dem Richard A. Isaacson Award in Gravitational-Wave Science

Die American Physical Society ehrt einen Max-Planck-Direktor und einen Direktor Emeritus für ihre wegweisenden und entscheidenden Beiträge zur Gravitationswellen-Datenanalyse

22. Oktober 2019

Bruce Allen, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Hannover und Bernard Schutz, Direktor Emeritus am und Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam, werden 2020 gemeinsam den jährlich vergebenen Richard A. Isaacson Award in Gravitational-Wave Science der American Physical Society erhalten. Die Auszeichnung würdigt ihre „wegweisenden und entscheidenden Beiträge zur Entwicklung und erfolgreichen Implementation von Analysetechniken, die erforderlich sind um Gravitationswellen nachzuweisen und zu interpretieren“. Die Preisverleihung findet im April 2020 auf der Tagung der American Physical Society in Washington, D.C. statt.

„Wir freuen uns sehr, dass die American Physical Society unsere über Jahrzehnte geleisteten Beiträge zur Gravitationswellen-Datenanalyse auszeichnet“, sagen Bruce Allen und Bernard Schutz.

„Astronomie mit Gravitationswellen braucht empfindliche Instrumente und ebenso empfindliche und effiziente Datenanalyse-Methoden. Datenanalyse ist gewissermaßen die andere Hälfte der Nachweissysteme, mit denen wir zu wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangen. Ihre Entwicklung erfolgt seit den 1980er Jahren Hand in Hand mit der der Detektoren“, fügt Bernard Schutz hinzu.

„Bislang haben wir nur die Gravitationswellen von verschmelzenden kompakten Objekten beobachtet, und es gibt viele andere Quellen von Gravitationswellen nach denen wir noch suchen. Empfindlichere Instrumente werden dabei helfen, gleiches gilt auch für bessere Analyse-Methoden“, sagt Bruce Allen.

Bruce Allen bereitete den Weg für neue Datenanalyse-Methoden und Rechenverfahren zur Entdeckung von Gravitationswellen. Diese Methoden werden darüber hinaus heute zum Teil weltweit verwendet, um andere Arten astrophysikalischer Signale – beispielsweise von Pulsaren und Exoplaneten – zu entdecken und zu interpretieren. In den 1990er Jahren half er, die LIGO Scientific Collaboration zu gründen und leitete ihre erste Arbeitsgruppe zur Datenanalyse. Von ihm entwickelte Methoden kamen beim ersten direkten Nachweis von Gravitationswellen (GW150914) und bei allen nachfolgenden Entdeckungen zum Einsatz. Allen gründete und leitet das freiwillige Rechenprojekt Einstein@Home, das seit mehr als 15 Jahren brachliegende Rechenleistung von einer halben Million Freiwilligen nutzt, um nach unbekannten Neutronensternen zu suchen. Seine Abteilung am AEI betreibt außerdem Atlas, den leistungsfähigsten Computercluster der Welt zur Gravitationswellen-Datenanalyse.

Bernard Schutz hat wichtige Prinzipien zur Beobachtung des Universums mit Gravitationswellen entwickelt und spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung von Gravitationswellen-Observatorien auf der Erde und im All. Er begann in den 1980er Jahren an Gravitationswellen-Datenanalyse zur arbeiten und führte die erste gemeinsame Analyse von Daten zweier Prototypen-Interferometer im Jahr 1990 durch; damit führte er eine frühe Version der Methoden ein, die noch heute zum Einsatz kommen. Er war einer der Ersten, die Supercomputer nutzten um Einsteins Feldgleichungen zu lösen und schwarze Löcher zu untersuchen. Für seine Arbeit über die Entfernungsmessung zu Quellen von Gravitationswellen und wie man diese zur Bestimmung der Hubblekonstante nutzen kann erhielt er 2019 die Eddington-Medaille der Royal Astronomical Society und wurde in die US National Academy of Sciences gewählt.

Der jährlich vergebene Richard A. Isaacson Award in Gravitational-Wave Science zeichnet herausragende Beiträge zur Gravitationswellen-Physik, zur Gravitationswellen-Astrophysik und zu den Technologien, die diese Art von Forschung ermöglichen, aus. Er umfasst 5000 US-Dollar, eine Urkunde sowie die Erstattung der Teilnahmegebühren und Reisekosten für die APS-Tagung im April 2020. Dort sind die beiden Preisträger eingeladen, einen Vortrag zu halten und den Preis entgegen zu nehmen.


Bruce Allen

Bruce Allen studierte Physik am Massachusetts Institute of Technology und erhielt seinen PhD-Abschluss an der Cambridge University (Großbritannien) im Jahr 1984. Er war Research Assistant Professor an der Tufts University von 1987 bis 1989. Danach wurde er Mitglied der Fakultät an der University of Wisconsin-Milwaukee, wo er im Jahr 1997 zum Professor für Physik berufen wurde. Er ist seit 2007 Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Hannover sowie Honorarprofessor für Physik an der Leibniz Universität Hannover seit 2008. Bruce Allen wurde mit dem Special Breakthrough Prize 2016 (gemeinsam mit der LIGO Scientific Collaboration) und mit dem Niedersächsischen Staatspreis 2016 (gemeinsam mit den AEI-Direktor*innen A. Buonanno und K. Danzmann) ausgezeichnet.

Bernard Schutz

Nach dem Physikstudium an der Clarkson University in New York erhielt Bernard Schutz seinen PhD-Abschluss im Jahr 1972 am California Institute of Technology. Nach 21 Jahren an der Cardiff University in Wales als Lecturer, Reader und Professor für Physik und Astronomie wurde er im Jahr 1994 einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam. Er spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des Instituts bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2014. Seine Abteilung „Astrophysikalische Relativität“ trug entscheidend zu Supercomputersimulationen von Kollisionen schwarzer Löcher und zu den Algorithmen bei, die heute bei der Suche nach Gravitationswellen zum Einsatz kommen. Derzeit ist er Direktor Emeritus am AEI und Professor für Physik und Astronomie in Cardiff. Bernard Schutz wurde mit dem Special Breakthrough Prize 2016 (gemeinsam mit der LIGO Scientific Collaboration) ausgezeichnet. Im Jahr 2019 wurde er in die US National Academy of Sciences gewählt und erhielt die Eddington-Medaille der Royal Astronomical Society.

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